Lars Decker

Product Owner / vorher Full Stack Entwickler

Eisenhower‑Prinzip für Product Owner

5. Mai 2025

Das Eisenhower-Prinzip für Product Owner: Fokus statt Feuerlöschen

Einleitung: Zwischen Dringlichkeit und langfristigem Erfolg

Im Mittelstand herrscht oft das Gesetz des schnellsten Handyschlags: Dein Geschäftsführer will einen Hotfix, das Marketing drängt auf neue Tracking-Features, und die Entwickler wünschen Raum für technische Optimierungen. Als Product Owner jonglierst du permanent zwischen akuten Anforderungen und strategischer Verantwortung. Wenn du jeden Ping in Microsoft Teams sofort beantwortest, bleibt kaum Zeit für wegweisende Entscheidungen. Das Eisenhower-Prinzip hilft dir, Wichtiges von Dringendem zu trennen und so langfristig echten Mehrwert zu schaffen.

1. Was steckt hinter dem Eisenhower-Prinzip?

1.1 Historischer Hintergrund

Dwight D. Eisenhower formulierte als US-General und späterer Präsident 1954 einen Leitgedanken, der bis heute gilt: „Ich habe zwei Arten von Problemen: die dringenden und die wichtigen. Die dringenden sind nicht wichtig, und die wichtigen sind niemals dringend.“

1.2 Die Vier-Felder-Matrix

Das Modell kategorisiert Aufgaben nach Dringlichkeit (zeitkritisch) und Wichtigkeit (strategisch relevant):

Dringend Nicht dringend
Wichtig Quadrant I – Do Sofort erledigen, zum Beispiel kritische Bugs im Kundenportal. Quadrant II – Plan Wertschaffende Arbeit ohne Zeitdruck, etwa Roadmap-Planung oder Tech Debt.
Nicht wichtig Quadrant III – Delegate Akute, aber wenig strategische Aufgaben wie Ad-hoc-Reports. Quadrant IV – Eliminate Ablenkungen ohne Mehrwert, zum Beispiel irrelevante Meetings oder überflüssige Newsletter.

Kernbotschaft: Reserviere bewusst Zeit für Quadrant II, bevor dringende Aufgaben deinen Kalender überfluten.

2. Anwendung im PO-Alltag

2.1 Typischer Arbeitstag im Mittelstand

  • Quadrant I: Kritischer Bug, der Vertragsabschlüsse blockiert.
  • Quadrant II: Vorbereitung des Quartals-Workshops mit der Geschäftsführung; CI/CD-Optimierung.
  • Quadrant III: Dringende Anfragen nach Dashboards für das Sales-Team.
  • Quadrant IV: Serielle Termine und Branchen-Newsletter ohne klaren Mehrwert.

2.2 Priorisierung im Backlog

  1. Do: Items aus Quadrant I direkt ins laufende Sprint-Board übernehmen.
  2. Plan: Feste Zeitfenster für Quadrant II im Kalender blockieren.
  3. Delegate: Quadrant-III-Aufgaben an BI-Team oder Automatisierung abgeben.
  4. Eliminate: Quadrant-IV-Items aus dem Backlog entfernen.

Praxis-Fakt: Viele Teams verbringen über 70 % ihrer Zeit mit dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben.

3. Fünf Tipps für mittelständische Product Owner

  1. Eisenhower-Tags im BacklogRichte in JIRA, Azure DevOps oder eurem internen Tool ein Feld „Eisenhower“ ein und klassifiziert im Refinement gemeinsam.
  2. Time-Blocking für Quadrant IIPlane wöchentlich zwei 90‑Minuten‑Fenster ohne Meetings oder Pings für strategische Themen.
  3. Definition of Ready um Wichtigkeit erweiternNur Backlog-Items mit dokumentierter strategischer Relevanz und Dringlichkeit sind „ready“.
  4. Interne Guides und AutomatisierungErstelle in Confluence oder Notion How‑to‑Guides und Skripte für wiederkehrende Anfragen.
  5. Sprint-Retro mit Matrix-AuswertungAnalysiere am Ende jedes Sprints, welcher Prozentsatz der Story‑Points in welchem Quadranten umgesetzt wurde. Ziel: mindestens 60 % in Quadrant II.

4. Kommunikation und Zeitmanagement

Visualisiere Prioritäten mit einer grafischen Matrix in Miro oder PowerPoint, um Stakeholdern Transparenz zu bieten. Klare Rollen und regelmäßige Priorisierungs-Workshops stärken das Vertrauen im Team.

5. Vorteile auf einen Blick

  • Strategischer Fokus: Weniger reaktives Krisenmanagement.
  • Stressreduktion: Mehr Klarheit und weniger Entscheidungsdruck.
  • Effizienzsteigerung: Ressourcen gezielt delegieren und unnötige Aufgaben eliminieren.
  • Transparenz: Einheitliche Priorisierung schafft Vertrauen.
  • Nachhaltiger Produktwert: Mehr Zeit für langfristige Themen steigert den ROI.

Fazit: Dein nächster Schritt

Das Eisenhower-Prinzip ist ein bewährtes Werkzeug für mittelständische POs. Starte deinen nächsten Sprint mit dieser Frage: „Welche Aufgabe erzeugt heute den größten langfristigen Mehrwert, und was kann ich vertagen, delegieren oder streichen?“

Tool-Tipp: Nutzt Notion‑Vorlagen, JIRA‑JQL‑Filter (Eisenhower = II) oder Miro‑Boards mit eurer Matrix. Wählt das Tool, das zu eurem Workflow passt.

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Sie erreichen mich per E-Mail unter ínfo@lars-decker.eu

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